7000 Kilometer auf der Flucht von Afghanistan nach Deutschland

Letzte Woche eröffnete ein neues Flüchtlingsheim an der Späthstraße im Neuköllner Ortsteil Britz. Die ersten 100 Bewohner -überwiegend Asylbewerber aus Afghanistan und Syrien-zogen ein, weitere folgen in dieser und der kommenden Woche. Die Plätze werden dringend benötigt. Nach Angaben des zuständigen Landesamtes für Gesundheit und Soziales übernachten derzeit 600 Asylbewerber in Pensionen.

Am Wochenende vor der Eröffnung lief die Berliner NPD vor der Flüchtlingsunterkunft auf. Die Partei veranstaltete eine Kundgebung mit etwa 16 Teilnehmern in der Nähe der neuen Flüchtlingsunterkunft in Britz. Über 400 Menschen protestierten gegen diese NPD Kundgebung und solidarisierten sich zugleich mit Flüchtlingen. Die Gegendemonstranten warben dafür, nicht Flüchtlinge sondern Ursachen von Flucht zu bekämpfen.

Die Eröffnung der Flüchtlingsunterkunft nimmt das Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit Rudow zum Anlass, am 23. April in einer Veranstaltung die Fluchthintergründe am Beispiel Afghanistans zu beleuchten und zu diskutieren. Dazu hat das Aktionsbündnis einen Vertreter von „Ärzte ohne Grenzen“ eingeladen. Der Projektkoordinator Volker Lankow, der schon fünf Einsätze in Afghanistan hatte, wird seine Erfahrungen aus dem Krankenhaus in Lashkar Gah schildern. Die Provinz Helmand, in der Lashkar Gah liegt, ist eine der gefährlichsten Regionen Afghanistans, und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist katastrophal. Deshalb unterstützt „Ärzte ohne Grenzen“ in der Provinzhauptstadt seit November 2009 das Krankenhaus. Die medizinische Versorgung, die dort geleistet werden kann, ist für viele Menschen lebenswichtig. Dies zeigt ein Blick auf die Flüchtlingszahlen aus und in Afghanistan. Neben den mehr als 2,6 Millionen Flüchtlingen, die nach Angaben des UNO Flüchtlingshilfswerks aus Afghanistan geflohen sind, gibt es „500.000 Binnenflüchtlinge, die vor Konflikten oder Naturkatastrophen geflüchtet sind. Ihr Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung ist nicht gewährleistet. Viele Menschen erfrieren oder sterben an Krankheiten, da es einfach zu wenig Unterstützung für die Binnenflüchtlinge gibt“, so Amnesty International London.

Volker Lankow, der ein Jahr als Projektleiter für „Ärzte ohne Grenzen“ in Helmand gearbeitet hat, wird berichten, wie sinnvoll medizinische Arbeit trotz permanenter Unsicherheit und Bedrohung ist. Die Veranstaltung findet am 23. April, um 19.00 Uhr, in der „Alten Dorfschule Rudow“, Alt Rudow 60, statt.

 

 

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