Im Neuköllner Süden gab es schon in der 1990er Jahren eine rechtsextreme Szene. Sie fiel damals vor allem durch Gewalttaten und weniger durch politische Aktionen auf.
Das änderte sich in jüngster Zeit:
Es sind in den letzten Jahren verstärkt Bestrebungen der rechtsextremen Szene zu beobachten, sich in Rudow organisatorisch zu festigen und besonders Jugendliche aus unserem Bezirk zu rekrutieren und in ihre Strukturen einzubinden.
Hierzu sprechen Rechtsextreme Kader und Aktivisten Jugendliche an und unterbreiten ihnen Freizeit- und Erlebnisangebote. Diese finden bei jungen Menschen durchaus offene Ohren.
Einher geht dies mit einer laut skandierten rechtsextremen Gesinnung.
Die Rechtsextremen aus der Kameradschaftsszene agieren Hand in Hand mit der NPD. Deren Kreisverband Neukölln wurde im Herbst 2005 gegründet. Ein Jahr später zog die NPD mit zwei Verordneten und 3,9% in die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung ein. Den größten Zuspruch erhielt die NPD dabei in den Ortsteilen Rudow, Rixdorf und Buckow.
Rechtsextreme und rechtsextrem-orientierte Jugendliche besetzen im Süden von Neukölln öffentliche Plätze, sind verantwortlich für rechtsextreme Schmierereien, bringen ihre illegalen Aufkleber an und verteilen rechtsextremes Propagandamaterial. In Rudow sind insbesondere Schmierereien mit rechtsextremen Symbolen und Kürzeln zu sehen. Sie besetzen aber nicht nur passiv den öffentlichen Raum, sondern bedrohen Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen.
Mit 204 rechtsextremen Straftaten im Jahr 2006 nahm Neukölln den vierten Platz in Berlin ein.
Während des Abgeordnetenhaus-Wahlkampfes 2006 fielen sie durch besondere Gewalttätigkeit auf. So beschossen sie einen Infostand der Linkspartei mit Leuchtmunition und griffen einen Info-Stand der CDU tätlich an. Sie störten zum wiederholten Mal ein Straßenfest der SPD Rudow und machten Film- und Fotoaufnahmen von den VeranstalterInnen sowie von den Gästen des Festes.
Anfang Dezember 2007 versammelten sich rund 500 Rechtsextremisten aus ganz Deutschland in Rudow. 500 aus ganz Deutschland sind nicht viel - für Rudow waren es 500 zu viel. Durch ihre Versammlung an der Spinne und durch Märsche nach Rudow haben sie unser Zusammenleben beeinträchtigt und die RudowerInnen aufgeweckt.
Wir RudowerInnen wollten nicht weiter dulden:
Das Fest für Demokratie war der Beginn einer starken Gegenbewegung. Es wurde veranstaltet von den Aktionsbündnissen Treptow-Köpenick und Rudow. Mit einer zahlenmäßig größeren Gegenkundgebung wurde der Unmut der RudowerInnen öffentlich sichtbar.
Seitdem wehren wir uns täglich gegen diese geschichtsverdrehenden Krawallmacher. Denn es lohnt sich, wie das Beispiel in Rudow zeigt für Demokratie zu streiten und zu kämpfen. Seien sie aufmerksam und tragen sie dazu bei, den rechtsradikalen Anfängen zu wehren. Seien sie aufmerksam und lassen sie Rechtsextremen keinen Raum unsere Demokratie zu zerstören. Engagieren Sie sich.
Ihr Rudower Aktionsbündnis für Demokratie und Toleranz gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
In Folge der Brandanschläge auf Wohnhäuser im Frühjahr 2008 im Blumenviertel fand Ende 2008 eine aktivierende Befragung der AnwohnerInnen des Blumenviertels statt. Ziel dieser Befragung war zu erfahren wie die AnwohnerInnen die Situation vor Ort wahrnehmen und sie gleichzeitig für die Situation der betroffenen Familien zu sensibilisieren.
Die Studie, die unter Leitung des Interkulturellen Beratungs- und Begegnungs-Centrum e.V. entstand, können sie hier herunterladen:
Am 14.05.2009 wurde diese Studie im Rahmen einer Abendveranstaltung den AnwohnerInnen und Interessierten vorgestellt. Hierbei wurden diese mit den Äußerungen ihrer NachbarInnen konfrontiert und gemeinsam darüber beraten, wie man dem Problem des Rechtsextremismus im Viertel in Zukunft begegnen kann.